Karrierefalle Schweiz: Ist Zürich ein Goldener Käfig für deutsche Finanzprofis?

In den Zahlen sind die Deutschen, die im Umland leben, nicht einmal berücksichtigt. Angesichts dieses Bevölkerungsanteils und der großen Bedeutung der Banken an der städtischen Wirtschaft sollte Zürich ein erstklassiges Jagdrevier für deutsche Headhunter darstellen. Doch dies ist nur zum Teil richtig, denn Deutsche lassen sich kaum zu einer Rückkehr in den „Großen Kanton“ ermuntern.
Was deutsche Finanzprofis beim Gang in die Schweiz oft vergessen
Ganz ähnliche Erfahrungen hat Headhunter Manuel Rehwald von Rehwald Associates in Frankfurt gemacht: „In der Tat ist es schwierig deutsche Finanzprofis aus der Schweiz zurückzuholen.“ Üblicherweise würden Deutsche aus der Schweiz aus privaten oder aus Karrieregründen zurückkommen. Falls die neue Stelle in Deutschland mehr Personal- oder Produktverantwortung verheiße, dann würde dies deutsche Finanzprofis oft von einer Rückkehr überzeugen. Kaum jemanden kehre indes der Schweiz den Rücken, weil es ihm dort nicht gefalle.
Deutsche Finanzprofis fühlen sich in der Schweiz „äußerst wohl“
Trotz der vielen Pluspunkte rät der deutsche Finanzprofi aus Zürich nicht jedem Landsmann die Koffer zu packen und nach Zürich zu ziehen: „Allerdings benötigt man neben der geschäftlichen Komponente einen Lebenspartner, der alles mitträgt und Deutschland ebenfalls gerne verlässt bzw. man ist direkt in der Schweiz vergeben. Die Leute, die nur des Geldes wegen in die Schweiz kommen und die Familie in Deutschland lassen, bleiben meist nicht so lange, da Geld doch nicht alles ist.“
Für Schweizer ist ein Leben in Deutschland oder Luxemburg nahezu undenkbar
Headhunter David Kitzinger von Badenoch & Clark in Luxemburg hat viel mit deutschen Expats zu tun und hat einen guten Überblick über die Attraktivität der verschiedenen Länder für deutsche Finanzprofis. „Die Lebensqualität in der Schweiz ist unübertroffen“, betont der Experte. Die Berge und Seen, Zürich als Großstadt – da könne auch Luxemburg schwer mithalten. In Deutschland gebe es die meisten Jobs in den Finanzdienstleistungen in Frankfurt: „Das ist einfach nicht so attraktiv wie Hamburg oder München.“
Etwas besser sieht es dagegen in Luxemburg aus. „In den letzten zwei Jahren ist die Schweiz etwas unter Beschuss geraten, damit ist Luxemburg im Verhältnis zur Schweiz attraktiver geworden“, ergänzt Kitzinger. Seitdem das Ende des eidgenössischen Bankgeheimnisses absehbar ist und dortige Banken zu kämpfen haben, könnten sich mittlerweile sogar Deutschschweizer einen Wechsel zumindest vorstellen. „Vor der Finanzkrise war es nahezu unmöglich, einen Schweizer von einem Wechsel nach Luxemburg zu überzeugen.“
Die Gehälter in der Schweiz seien auch gegenüber Luxemburg etwas höher und die Steuern niedriger. Das Großherzogtum könne hingegen mit erstklassigen sozialen und öffentlichen Leistungen glänzen. Überdies fielen die Lebenshaltungskosten niedriger aus. „Insgesamt hat Luxemburg an Attraktivität gewonnen, ist aber dennoch nicht auf einer Augenhöhe mit der Schweiz“, resümiert Kitzinger. „Allerdings fällt den Deutschen die Integration in der Schweiz schwerer als in Luxemburg“, beobachtet Kitzinger. „Wenn man sich aber erst einmal integriert hat, dann ist die Schweiz tatsächlich ein Goldener Käfig.“