Das große Geschäft mit Indexfonds

Das große Geschäft mit Indexfonds
Wer vom ETF-Boom profitiert
Auch wenn es an den Börsen derzeit kräftig abwärts geht, kennt das Geschäft mit ETFs nur eine Richtung: aufwärts. Eine Studie von EY beziffert die in Indexfonds verwalteten Vermögen bereits auf etwa 2,3 Billionen US-Dollar. Und es kommt noch besser: Die Experten von EY schätzen das jährliche Wachstum in den kommenden fünf Jahren auf 15 bis 30 Prozent. In Europa sollen es immerhin noch 15 bis 20 Prozent sein. Doch welche Finanzprofis profitieren von dem Boom?
Headhunter Carsten Kröhl von Heads! in Frankfurt, der aufs Asset Management spezialisiert ist, beobachtet, dass die Anbieter in Deutschland vor allem den Vertrieb ausbauen. „Im Vertrieb ist die meiste Bewegung“, sagt Kröhl.
Doch der altbekannte Recruitment-Trick, benötigte Fachleute einfach bei der Konkurrenz abzuwerben, funktioniert in einem wachsenden Markt kaum. Denn es gibt einfach zu wenige.
Laut Kröhl handle es sich beim reinen ETF-Sales in Deutschland um „ein kleines Universum“. Es seien Experten, die bereits Erfahrungen im Vertrieb von aktiv gemanagten Fonds gesammelt hätten. Doch auch Sales-Trader, Produktexperten, Strukturierer und Experten aus dem Research in ETF-Sales hätten Chancen, solange von dem neu eingestellten Mitarbeiter kein belastbares Kundennetzwerk erwartet wird. „Da gibt es an vielen Stellen Überschneidungen und gute Kandidaten“, sagt Kröhl. „Auch die Kundengruppen sind ähnlich.“
Die Ausbildungsanforderungen von ETF-Sales unterschieden sich kaum von denen anderer Asset Management-Vertriebspositionen. Erforderlich sei ein Studienabschluss – zumeist mit wirtschaftswissenschaftlichem oder finanzmathematischem Schwerpunkt, einige Jahre Berufserfahrung sowie oft auch ein CFA, CAIA oder CIIA, erläutert Kröhl.

Endlich mal ein klarer Trend

Neben der fachlichen Eignung gebe es allerdings noch einige Nebenbedingungen. „Das muss kulturell und vom Gehaltsmodell her passen“, ergänzt Kröhl. So würden im Asset Management niedrigere Vergütungen wie im Investmentbanking gezahlt. In den zurückliegen Jahren seien dennoch viele Finanzprofis von der Sell- auf die Buy-Side gewechselt, weil sich die Gehaltsunterschiede verringert hätten.

Auch Headhunter Manuel Rehwald von Rehwald Associates in München und Frankfurt bestätigt: „Suchanfragen aus dem ETF-Bereich sind eigentlich immer da.“ Allerdings würden sie sich in Deutschland auf den Vertrieb konzentrieren. Während früher vor allem institutionelle Investoren angegangen wurden, rücken jetzt Sparkassen, Volksbanken und unabhängige Vermögensverwalter in den Fokus. „Wholesale gewinnt an Bedeutung“, sagt Rehwald.

Auch EY sieht hier einen Wachstumsmarkt. „Das Retailgeschäft stellt eine komplexere Herausforderung dar. Retail Investoren werden als Quelle für ein langfristiges Wachstum gesehen, allerdings wächst das Bewusstsein, dass jeder Retailmarkt seine Eigenarten hat“, schreiben die EY-Experten.

Da die Gebühren bei ETFs naturgemäß niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds oder gar Versicherungen ausfallen, würden ETFs im Retailgeschäft oft in einem Fonds- oder Versicherungsmantel vertrieben, erläutert Rehwald.

Entsprechende Kandidaten würden sich im Asset Management, bei Sparkassen und anderswo finden. „Man muss ETF-Kenntnisse mitbringen, ein guter Verkäufer sein und ein Netzwerk besitzen“, sagt Rehwald.